11) anstalt
(vater es is so kalt.
„bist a bissl ruhiger da unten sonst hauts uns no zammen die rinne obi. des
musst jetzt aushalten“ „geh jetzt red ned so schiach mit´n buali da fuß is ja
scho blau. tu reibn. reibn. dann taut er auf. warst eh brav. brav den anderen
hinterher gstiefelt. i war damals ja scho größer wie i den Kilimandscharo
gmacht hab. wirkli brav“ „wennst dann älter bist und a so stark wie dei bruda
dann gemma im Himalaya. aber da bist noch zu klein. solangst no dei blede puppn
mitnehmen musst“).
Hallo.
hallo.
Ich bin
Jo.
ja.
Ich kann
alles.
mhm.
Ich bin
dein Freund.
ja.
Ich bin dein
einziger Freund.
wo fahren wir hin. es
brennt so („die essigpatscherln treiben des fieber runter und dann kriegst a
grießkoch mit rosinen dann wird´s schnell wieder“).
Die Männer
saßen mit unbewegten Mienen im Lieferwagen. Wenn er ihre weissen Laboratoriumsmäntel
gegen graue Dienstanzüge austauschte, sich die dunklen Laserbrillen wegdachte
und ihnen Scheitel zog, so bestand eine sonderbare Ähnlichkeit mit den
Obersekretären der Universitätskanzleien. In den letzten Tagen war Jo mit dem
rätselhaften Brief im administrativen Trakt der Universität auf und ab gerannt,
jedoch ohne Erfolg zu haben. Niemand konnte ihm über den offiziellen Charakter
des Briefes Gewissheit verschaffen. Zu den Obersekretären, von denen man sich
derlei Auskunft erhoffen durfte, war er dabei aber gar nicht durchgedrungen.
Die Sekretärin der Personalabteilung hatte ihn ratlos zur Sekretärin der
dienstrechtlichen Abteilung geschickt. Von dort wurde er auf die Sekretärin des
Rektorats verwiesen. Auf den Irrwegen durch die Abteilungen hatte er
gezwungenermaßen auch die Büros der Obersekretäre passiert. „Offene Türen,
offenes Ohr“. Es gehörte zu H´s Motivationskonzept, dass die Angestellten in
den Gängen die adrenalingetränkte Luft der Obersekretärskanzleien schmecken,
die beständig wachsenden, schrumpfenden, wachsenden Aktenberge bestaunen
durften.
In
Anbetracht des unsinnigen Zufalls lachte Jo auf. Schmerzen durchfuhren ihn. Gesicht
und Arme brannten. Jo schaute an sich hinunter. Erst jetzt fiel ihm auf, dass
sein Hemd von Rissen übersät war. Auf den offenen Hautpartien ertastete er
kreisrunde Vertiefungen, die ihn bei ihrer Berührung aufschreien ließen.
Der Wagen
hielt. Die Männer stiegen aus. Sie zerrten Jo von der Sitzbank und schleiften ihn
hinter sich her. Er verlor die Besinnung.
Pulsierende
Ströme begannen in Jo´s linker Hand, zuckten über den rechten Fuß zum Scheitel
und flossen in der Brust zusammen. Dort explodierten sie. Jo riss die Augen
auf. Er wurde von überflutendem weissen Licht geblendet. Ein dunkler Fleck in
seinem Gesichtsfeld wurde deutlicher und nahm die Gestalt eines Mannes in Anzug
mit Trilbyhut an. Er stand im Lichtkegel am anderen Ende des Zimmers. Langsam
gewöhnten sich Jo´s Augen an das grelle Licht. Končeks Schritte hallten an den
Wänden des schlauchartigen Zimmers wider als er näher kam. An der rechten
Seitenwand liefen schneebedeckte mächtige Kupferrohre entlang. Sie mündeten in
einen stählernen Behälter der vom Boden bis zur Decke reichte. Auf der linken
Seite hingen fingerförmige gelbe Glasstäbe an der Wand, von denen Leitungen in
den Stahlzylinder führten. Konček blieb vor Jo stehen und beugte sich zu ihm
hinunter. Sein Atem stank faulig. „Sie sind gekündigt“. Die Obersekretäre
öffneten einen Schieber an der Vorderseite des Zylinders. Konček ergriff Jo.
Die Drähte an Jo´s Körper rissen als er ihn in den Boiler schleppte. Die Luke
schloss sich. Es begann zu regnen. „Laser an“.
kein garten. kein
gras. kein himmel. grauer beton der zimmerdecke. schmale pritsche. an den
seiten seile gitterförmig geknüpft. gurten um brust handgelenke fußfesseln.
jemand hat die wunden verbunden. sorgfältig.
kabel an kopf und
nacken geklebt. verschwinden in der zimmerwand. verbindung nach draußen. blecherne
stimme.
„Nummer siebenunddreißig
equilibriert“.
niemand wird kommen.