Freitag, 20. März 2015

Schöcklblick - das nächste Kapitel

Hallo! Für alle die durchgehalten haben :-)



11) anstalt

(vater es is so kalt. „bist a bissl ruhiger da unten sonst hauts uns no zammen die rinne obi. des musst jetzt aushalten“ „geh jetzt red ned so schiach mit´n buali da fuß is ja scho blau. tu reibn. reibn. dann taut er auf. warst eh brav. brav den anderen hinterher gstiefelt. i war damals ja scho größer wie i den Kilimandscharo gmacht hab. wirkli brav“ „wennst dann älter bist und a so stark wie dei bruda dann gemma im Himalaya. aber da bist noch zu klein. solangst no dei blede puppn mitnehmen musst“).

Hallo.
hallo.
Ich bin Jo.
ja.
Ich kann alles.
mhm.
Ich bin dein Freund.
ja.
Ich bin dein einziger Freund.
wo fahren wir hin. es brennt so („die essigpatscherln treiben des fieber runter und dann kriegst a grießkoch mit rosinen dann wird´s schnell wieder“).

Die Männer saßen mit unbewegten Mienen im Lieferwagen. Wenn er ihre weissen Laboratoriumsmäntel gegen graue Dienstanzüge austauschte, sich die dunklen Laserbrillen wegdachte und ihnen Scheitel zog, so bestand eine sonderbare Ähnlichkeit mit den Obersekretären der Universitätskanzleien. In den letzten Tagen war Jo mit dem rätselhaften Brief im administrativen Trakt der Universität auf und ab gerannt, jedoch ohne Erfolg zu haben. Niemand konnte ihm über den offiziellen Charakter des Briefes Gewissheit verschaffen. Zu den Obersekretären, von denen man sich derlei Auskunft erhoffen durfte, war er dabei aber gar nicht durchgedrungen. Die Sekretärin der Personalabteilung hatte ihn ratlos zur Sekretärin der dienstrechtlichen Abteilung geschickt. Von dort wurde er auf die Sekretärin des Rektorats verwiesen. Auf den Irrwegen durch die Abteilungen hatte er gezwungenermaßen auch die Büros der Obersekretäre passiert. „Offene Türen, offenes Ohr“. Es gehörte zu H´s Motivationskonzept, dass die Angestellten in den Gängen die adrenalingetränkte Luft der Obersekretärskanzleien schmecken, die beständig wachsenden, schrumpfenden, wachsenden Aktenberge bestaunen durften.
In Anbetracht des unsinnigen Zufalls lachte Jo auf. Schmerzen durchfuhren ihn. Gesicht und Arme brannten. Jo schaute an sich hinunter. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sein Hemd von Rissen übersät war. Auf den offenen Hautpartien ertastete er kreisrunde Vertiefungen, die ihn bei ihrer Berührung aufschreien ließen.
Der Wagen hielt. Die Männer stiegen aus. Sie zerrten Jo von der Sitzbank und schleiften ihn hinter sich her. Er verlor die Besinnung.
Pulsierende Ströme begannen in Jo´s linker Hand, zuckten über den rechten Fuß zum Scheitel und flossen in der Brust zusammen. Dort explodierten sie. Jo riss die Augen auf. Er wurde von überflutendem weissen Licht geblendet. Ein dunkler Fleck in seinem Gesichtsfeld wurde deutlicher und nahm die Gestalt eines Mannes in Anzug mit Trilbyhut an. Er stand im Lichtkegel am anderen Ende des Zimmers. Langsam gewöhnten sich Jo´s Augen an das grelle Licht. Končeks Schritte hallten an den Wänden des schlauchartigen Zimmers wider als er näher kam. An der rechten Seitenwand liefen schneebedeckte mächtige Kupferrohre entlang. Sie mündeten in einen stählernen Behälter der vom Boden bis zur Decke reichte. Auf der linken Seite hingen fingerförmige gelbe Glasstäbe an der Wand, von denen Leitungen in den Stahlzylinder führten. Konček blieb vor Jo stehen und beugte sich zu ihm hinunter. Sein Atem stank faulig. „Sie sind gekündigt“. Die Obersekretäre öffneten einen Schieber an der Vorderseite des Zylinders. Konček ergriff Jo. Die Drähte an Jo´s Körper rissen als er ihn in den Boiler schleppte. Die Luke schloss sich. Es begann zu regnen. „Laser an“.
kein garten. kein gras. kein himmel. grauer beton der zimmerdecke. schmale pritsche. an den seiten seile gitterförmig geknüpft. gurten um brust handgelenke fußfesseln. jemand hat die wunden verbunden. sorgfältig.
kabel an kopf und nacken geklebt. verschwinden in der zimmerwand. verbindung nach draußen. blecherne stimme.
„Nummer siebenunddreißig equilibriert“.
niemand wird kommen.

Samstag, 7. März 2015

bin noch einmal da..

..fang jetzt ein kleines neues projekt an..vielleicht wirds auch größer..es heisst:
"Die Unsichtbarkeit des Hotels Panhans".
Baba.




Das Hotel Panhans befindet sich am Semmering. Der Semmering ist ein Hügel oder Berg oder eine Steigung, wenn man mit dem Zug von Graz nach Wien fährt. Oder wenn man mit dem Auto fährt. Oder wenn man irgendwie fährt. Der Semmering ist ein Hügel oder ein Berg oder eine Steigung. Eine Steigung ist der Semmering vor allem wenn man mit dem Fahrrad fährt. Dann merkt man, dass der Semmering eine Steigung ist. Ich habe als Kind einmal gehört, dass der Semmering ein Hügel oder ein Berg oder eine Steigung ist. Zwischen Graz und Wien. Ich war mir dessen bewusst, obwohl ich nicht dort war. In der sechsten Schulstufe fuhr unsere Klasse am Ende des Schuljahres in der Projektwoche nach Linz, nicht nach Wien. Keine Ahnung warum wir nach Linz fuhren und nicht nach Wien. Es ist doch naheliegend, dass man in Österreich zuerst nach Wien fährt, und dann kommt alles andere, oder? Vielleicht war unser Lehrer windempfindlich. In Wien bläst ständig ein unerträglicher Wind. Wenn in Graz ein derartiger Wind bläst, und das ist ganz, ganz selten, dann werden die Grazer noch eine Stufe grantiger als sie normalerweise schon sind. Grazer in Wien sind einfach zu erkennen. Grazer in Wien sind äußerst grantig. Wenn wir in der Schulzeit nach Wien gefahren wären, dann wären wir über den Wechsel gefahren. Die Klasse fuhr auf alle Schikurse, Exkursionen, Projektwochenprojekte mit dem Bus, und da fährt man am besten Autobahn über den Wechsel. Die Schulzeit war also auch keine geeignete Möglichkeit, die geographische Lücke Semmering in meiner Impression der Erde zu schließen. Die Urlaube meiner Kindheit waren, wenn es um den Besuch von Hügeln, Bergen oder Steigungen ging, die Urlaube meiner Eltern. Und in der Vorstellung meiner Eltern war der Semmering, wenn überhaupt, ein sehr, sehr kleiner Hügel. Eher ein Hupferl. Meine Eltern mögen aber keine Hupferln (nach ihrer Einteilung der nicht-ebenen Landschaftsformen). Ich habe nie genau herausgefunden, warum meine Eltern sich nicht für Hupferln interessieren, aber ich glaube, das hat damit zu tun, dass meine Eltern meistens auf der Suche nach eindrücklichen Belegen der schöpferischen Kraft des christlichen Gottes sind. Und ein Hupferl ist für diesen Zweck ein undankbares Betrachtungsobjekt.

hallo..wenig zeit..wieder da..kapitel zehn..



abendrot

kriechen über aufgetürmte zigarettenstummel skoldosen aus dem auto. irgendein freund von Konrad bandkumpel hat eingeladen (wird cool. wie früher. steckerlbrot bei der alten hütte“ wie früher der schlüssel komm fahren wir hinauf die hütte ist herzig wir unternehmen in letzter zeit fast nichst mehr „kenn i wen. ich mein außer dir. und Konrad” seien alles freunde von ihm ein paar outdoorfreaks da gäbe es gleich ein thema).
irgendein freund. am türpfosten der baracke rauchend. krummer rücken an die morschen holzbalken geklebt. ein herbststurm und die hütte fällt in sich zusammen. breites grinsen “herein” regenprasseln. auf den stubenboden. ausgehöhltes becken oxidiert “man müsste das dach abdichten. die balken versiegeln. alles neu machen”.

das ende der bierbank unerreichbar.
Sie kauerte im Schatten der Engel, von dunklen Schwingen halb verdeckt.
liebkosende küsse
rissen sie fort in den schwarzen Abgrund.
Du wirst getauft auf den Namen Conni. Schwere Tropfen fielen auf Jo’s Hut. Er zog ihn noch tiefer und stellte den Mantelkragen auf. Es war eiskalt. Unbeirrt von der widrigen Witterung tanzte die Gesellschaft um die Feuerstelle in der Mitte des Gartens. Die aneinandergeklebten Körper formten Dendriten erstarrender Schmelze. Die Masse drehte sich träge um ihren Schwerpunkt. Das metallische Klirren eines Schmiedehammers erklang. Bei jedem Schlag stoben Funken hoch aus dem Zentrum des Koagulats. Einige Tänzer wichen zurück. Im Wechselspiel aus Schatten und Licht erkannte Jo undeutlich die Züge eines nackten Körpers.
einer frau.
Hammerschläge vermischten sich mit ekstatischem Stöhnen. Er schleppte sich zu den Tänzern. Er kroch über ihre Rücken. Er stieg auf ihre Köpfe. Vor ihm auf einem rot glühenden Felsblock fickte sie ihn. Jo sprang. Die Meute fiel über ihn her. Tänzer verschmolzen zu einer zähen Matrix die ihm die Luft entriss. Dutzende fletschende Zähne vereinigten sich zu Kettenrädern eines Panzers. Klappernd schnappten sie nach ihm. Die Ränder geifernder Münder bildeten spitzgrätige Flaschenköpfe, die sich spiralförmig rotierend in Jo´s Brust bohrten.